Am 2. Juli 2011 beteiligte sich Aix Vocalis an der langen Chornacht im Rahmen der Internationalen Chorbiennale. Die letzte, heiße Vorbereitungsphase für diesen Auftritt begann eine Woche zuvor mit einem Chorwochenende, und ein Sonntagsgottesdienst in Heilig Kreuz wurde zur Generalprobe. Ein Bericht von Christoph Schweikardt.

Die zweiwöchige Chorbiennale fand 2011 zum zweiten Mal in Aachen statt. Sie stand unter dem Motto „Aachen very British“. Zum einen wurden führende deutsche und internationale Chöre eingeladen, um die Chorbiennale zu einem musikalischen Höhepunkt zu machen und das Publikum sowohl an den Hauptkonzerten am Abend als auch mit kostenlosen Lunchkonzerten zu begeistern. Zum zweiten sollte während der „langen Chornacht“ den lokalen Chören Gelegenheit geboten werden, sich zu präsentieren – eine Chance, die sich auch Aix Vocalis nicht entgehen lassen wollte.

Diese lange Chornacht bildete am 2. Juli 2011 die Abschlussveranstaltung der Chorbiennale. Dazu waren an sechs verschiedenen Orten in der Aachener Innenstadt zwischen 18 und 24 Uhr insgesamt 58 Chorkonzerte von 66 Aachener und euregionalen Chor- und Vokalformationen angekündigt.


Zur Vorbereitung des Auftritts fand vom 24. bis zum 26. Juni 2011 das erste Chorwochenende von Aix Vocalis mit unserem neuen Chorleiter Manfred Gnädig statt. Ziel war es, Feinheiten und Übergänge der von ihm ausgewählten Lieder – Always (Kirk Franklin), Who Crucified My Lord? (Ralph A. Belcher), Goin’ Up Yonder (Charles W. Creath), Aint-a Got Time to Die (Bob Singleton), Ubi caritas (Maurice Duruflé), Alleluja (Alejandro D. Consolacion II) und Brighter Day (Kirk Franklin) – zu proben und aufführungsreif zu machen.

Am Freitagabend stand uns dazu die Kirche Heilig Kreuz zur Verfügung. Zunächst ging es darum, im Spiritual Always die Dynamik noch besser herauszuarbeiten. Manfred nutzte dann den Raum vor dem Altar, um Ubi caritas auswendig gesungen probieren zu lassen – ein dezenter Schubs in die Richtung, die gesungenen Stücke doch möglichst auswendig zu können. Außerdem wurde anschießend das Alleluja nach dem Motto „Making new friends“ gesungen; damit war gemeint, sich nicht nach Stimmen getrennt aufzustellen, sondern bunt gemischt im Kreis vor dem Altar.

Am Samstagmorgen knüpfte Manfred mit dem Alleluja an den Vorabend an. Zudem hatte er die Pianistin Ina Otte, die auch seinen anderen Chor „KataStrophe“ mit Klavierbegleitung unterstützt, zu uns gebeten. So konnte Manfred sich bei den Spirituals Always und Brighter Day auf das Dirigieren des Chors konzentrieren. Anschließend wurde ein sehr leckeres Mittagsbuffet im Restaurant „Papillon“ serviert. Für die spätere Kaffeepause hatten verschiedene Chormitglieder dankenswerterweise Kuchen und Chocolate Chip Cookies gestiftet.

Nachmittags wurde dann besprochen, ob beim Auftritt in der langen Chornacht mehrere Lieder an einem Stück ohne Pause gesungen werden sollten. Der Chor war sich einig, dass Who Crucified My Lord nicht mit den folgenden Stücken, Goin’ Up Yonder und Aint-a Got Time to Die, zusammengezogen werden sollte. Zwischen letzteren hingegen war schon länger ein lückenloser Übergang eingeplant. In diesem Sinne wurde nun der Alt von Manfred auserkoren, am Schluss von Goin’ Up Yonder den Endton zu halten, während die anderen Stimmen aussetzten. Dann sollte der Sopran wieder einsetzen und den Alt verstärken – mit dem Anfangston des folgenden Stückes. Dies brachte die Herausforderung mit sich, bis zum Ende des zweiten Liedes von der Stimmlage her nicht zu weit abzusacken.

Für die Präsentation von Ubi caritas bekamen die Männerstimmen die Aufgabe, die ersten vier Zeilen des zugehörigen gregorianischen Chorals als Vorspann zu singen, bevor dann der ganze Chor vierstimmig einsetzte.

Hörprobe (Aufführung): Ubi Caritas von Maurice Duruflé

Beim Gottesdienst am Sonntagmorgen in der Kirche Heilig Kreuz, den wir mitgestalteten, war Ina Otte dankenswerterweise als Pianistin ebenfalls wieder mit von der Partie. Die Position des Chores im rechten Seitenschiff des Altarraums war nicht optimal, da wir durch eine Säule von der Gemeinde getrennt waren und damit nicht direkt auf das Publikum singen konnten. Nach dem letzten Lied, den vielfachen Variationen des Brighter Day, bemerkte der Pfarrer: „Die Musik lebt von der Wiederholung“, was zu einem geflügelten Wort wurde.

An das Frühstück im Café gegenüber schloß sich eine kurze Nachmittagssession und für diejenigen, die wollten, ein Ausklang im Pontgarten an.

Als Herausforderung erwies sich noch, vor dem Auftritt am Samstag einmal Gelegenheit zu erhalten, am Aufführungsort selbst, in der Kirche St. Peter, zu üben und dort den Auf- und Abgang zu proben. Dass es schließlich doch gelang, war Ralfs Hartnäckigkeit und seinen vielfachen Telefonaten zu verdanken. Die Kirche St. Peter hat keinen eigenen Pfarrer mehr, und nur noch der Leiter des dortigen Gospelchors Mustard Seed Faith, Karsten Sievert, hat dort die Schlüsselgewalt. Freundlicherweise erklärte er sich bereit, nach dem Ende seiner Chorprobe am Donnerstagabend um 22:00 Uhr für uns da zu bleiben. Publikum und eine positive Atmosphäre – einige Mitglieder des Gospelchors setzten sich in die Bänke und klatschten – war damit auch bereits vorhanden.


Zu Beginn der langen Chornacht trafen wir uns gemeinsam mit KataStrophe zum Einsingen in einem Nebenraum von St. Peter. Manfred stimmte unser letztes Lied Brighter Day, das den Übergang zum Auftritt der KataStrophe bilden sollte, zwischen beiden Chören ab.

Als wir auftraten, war St. Peter bereits gut mit Zuschauern gefüllt, und es wurde im Lauf der Zeit noch voller. Es war ein großer Gewinn, Ina dabeizuhaben. Sie begleitete bereits unseren Einzug in die Kirche mit Pianospiel, und die A-cappella-Stücke wurden durch die beiden Spirituals zu Beginn und Abschluß mit Klavierbegleitung umrahmt. Takis hatte die Aufgabe übernommen, die Lieder anzusagen und betonte, er hoffe, dass die Freude, die wir beim Singen empfänden, überspringen würde. Bei unserem Schlusslied Brighter Day postierte sich KataStrophe in den Gängen rechts und links des Altars und sang ab den Wiederholungen mit, so daß am Ende beide Chöre vor dem Publikum präsent waren, und das Publikum sich anschließend am Kontrast zwischen dem geistlichen Liedgut von Aix Vocalis und den weltlichen Liedern der KataStrophe erfreuen konnte.

Eine schöne Idee war, am sich am Ende der langen Chornacht zum „Farewell“ auf dem Marktplatz kurz vor Mitternacht vor dem Rathaus erneut als Chor zu treffen. Der Marktplatz füllte sich, und es gab um 0 Uhr spontane „Happy Birthday“-Gesänge für unbekannte Geburtstagskinder. Für alle Chöre gemeinsam waren fünf Stücke ausgewählt worden, darunter die Aachener Hymne Urbs aquensis aus dem 12. Jahrhundert und der irische Segen May the Road Rise, die von den Stufen des Rathauses aus dirigiert wurden.